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Lass Los! #0032

Warum loslassen wichtig und sinnvoll ist.

Wissen Sie, wie man einen Affen fängt? Man legt ein Stück Nahrung (Apfel) in ein Gefäß mit einem schlanken Hals. Der Affe greift hinein, um den Apfel zu holen, umschließt mit seiner Hand den Apfel. Apfel und Hand zusammen sind größer, als die Öffnung des Gefäßes. Da der Affe so nahe an seinem Ziel ist, lässt er nicht los und lässt sich so fangen.

Ich machte es vielfach nicht anders. Wenn ich mir etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann habe ich das durchgezogen. Ich war ein echter „Steher“. Das nennt man Beharrlichkeit oder auch Durchsetzungsvermögen. „Ich gebe nicht auf.“ „Jetzt erst Recht.“

Heute mache ich es anders. Ich glaube zwar, dass man nur vorankommt, wenn man sich nicht von jedem Hindernis aufhalten lässt. Nicht immer läuft alles leicht und spielerisch. Ich glaube aber auch, dass es für manche Dinge einen „richtigen Zeitpunkt“ gibt. Und dass man manchmal auch die Zeichen erkennen muss. Manche Dinge sollen einfach nicht sein – warum auch immer.

Ich habe das lange beobachtet. Es war fast immer so, dass mein Einsatz, wenn ich besonderes Engagement, also Verbissenheit, an den Tag gelegt habe, über kurz oder lang für die Katz war. Leider. Sie wollen ein persönliches Beispiel – hier ist es: Im Studium hatte ich mir einen Plan zurecht gelegt. Ich wollte ein bestimmtes Fach in einem bestimmten Semester schreiben. Das hatte ich mir in den Kopf gesetzt. Meine 3 besten Freunde hatten einen anderen Plan, der mir auch gepasst hätte, wenn ich nicht so verbissen gewesen wäre. War ich aber. Am Ende zeigten sich die Tipps der Tutoren für meine Freunde als sehr treffend und ich hätte (wahrscheinlich) eine viel besser Note geschrieben, wenn ich flexibel gewesen wäre und nicht so verbissen.

Sie wollen ein zweites persönliches Beispiel – hier ist es: Ich war ein fleißiger Student – nein, wirklich! Ich hatte das Glück, dass Betriebswirtschaftslehre „mein“ Fach ist. Ich finde BWL spannend. Und nach meiner Zeit bei der Bundeswehr war ich wissenshungrig. Und lernte verbissen. Zu verbissen. Ich lernte von morgens bis abends und war am Ende des zweiten Semesters zwar fast mit dem Vordiplom fertig – aber war auch vollkommen erschöpft. Ich war zu verbissen beim Lernen und hatte mir keine Erholungsphasen gegönnt. Ich hätte den einen oder anderen Schein „loslassen“ sollen.

Ein weiteres – diesmal allgemeines – Beispiel: Sie streiten sich. Egal mit wem, mit der Freundin, mit dem Nachbarn, mit dem Vater oder der Mutter. Meistens geht es um … nichts. Ein Außenstehender schüttelt nur den Kopf, aber Sie sind störrisch = verbissen. Der Streit eskaliert, Sie steigern sich in den Streit hinein – der andere auch – bis die Fetzen fliegen. Beide lassen nicht los – es kommt zum Kampf.

Weitere Beispiele sind: Werben um ein Mädchen, beharren auf einer Geschäftsidee, einen Wagen nicht aus dem Kopf bekommen, einen Job unbedingt haben wollen, ein gute Note in einem Fach schreiben wollen …

Wie gerne hätte ich weiter daran geglaubt, dass viel Tun auch direkt mit viel Erfolg korreliert ist, aber mittlerweile gilt für mich: Gute Dinge laufen grundsätzlich eher leicht. Verbissenheit bringt meist keinen Erfolg. Es gibt – irgendwie – ein Einsatzoptimum. Deshalb muss man rechtzeitig loslassen.

Also: Loslassen ist eine schwere Disziplin.
Muß aber gelernt werden. Wichtig ist, dass man die Option „Loslassen“ in seinem Handlungsportfolio hat. Loslassen – vergeben – vergessen – verzeihen.

Der Umgang mit dem „Loslassen können“ ist ein wichtiger Baustein der Persönlichkeitsentwicklung. Ein Konzept der systematischen Persönlichkeitsentwicklung finden Sie in meinem Buch: Das ICH-Management.

 

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