Wie kann man sich Wissen optimal erarbeiten? Wenn Sie danach googeln, wird Ihnen schnell die SQR3-Methode angezeigt. Ich kenne die SQR3 Methode natürlich auch. Aber es gibt nichts, was man nicht noch verbessern könnte!
Das ist eines von diesen Konzepten, die schon seit vielen jahren im Raume stehen und immer wieder weiterverteilt werden, ohne das sich jemand darüber Gedanken macht – wie bei der Eisenhower-Matrix. In Wikipedia steht, dass die SQR3-Methode aus dem jahre 1946 stammt. Abkürzend sind gemeint Survey, Question, Read, Recite und Review.
Dann kam 1972 die PQ4R Methode ( Preview, Question, Read, Reflect, Recite und Review). Davon hatte ich noch nie etwas gehört. Hier wird wohl ein weiterer Baustein „Reflect“ eingebaut, der motivieren soll, Beispiele aus dem persönlichen Umfeld einzubauen. Guter Punkt.
Aber … man könnte noch weitergehen. Was mir fehlt, ist die systematische Wiederholung am Ende, damit man das Erlernte nicht gleich wieder vergisst. Und auch vor dem Erarbeiten der Stoffgebietes könnte man einen sinnvollen Schritt einbauen.
Hier mein Vorschlag für Texte, die wirklich beherrscht werden sollen. QSQR5-Methode.
1. Question 1
Die erste Frage ist für mich immer: Was weiß ich schon über das Thema?.
Und das ist in meinen Augen die wichtigste Frage von allen. Wie soll man neues Wissen in das bestehende Wissenskorsett einpflegen, wenn man das alte Wissen nicht intensiv abruft? Vielfach ist man erstaunt, was einem zu dem Thema schon einfällt. Und dann ist die Frage: Muß ich das Buch überhaupt lesen? Ist das ein Thema, was für mich überhaupt relevant ist? Gibt es nicht Themen, die für mich wichtiger sind? Also lautet die Botschaft: „Bevor Du ein Buch liest, setze Dich hin und erinnere Dich, was Du schon alles darüber weißt. Notiere Erkenntnisse und Fragen und dann … erst .. lies das Buch, wenn überhaupt.“ Diesen Ansatz brauchen Sie später noch einmal, um das neue Wissen mit dem bisherigen Wissen zu verknüpfen.
2. Survey (Preview)
Jetzt sehen Sie sich an, was Ihre Quelle über das Thema hergibt und wie dieses strukturiert ist. Inhaltsverzeichnis studieren – nicht nur überfliegen. Sich Gedanken manchen, was wohl in dem Kapitel stehen mag. Am besten machen Sie das schriftlich.
3. Questions 2
Jetzt gilt es, Fragen zu stellen – auch wieder schriftlich. Fragen zum Thema und Fragen zum Inhalt, Fragen zur Struktur. Sie steigen jetzt, im gegensatz zu Q1 tiefer in das Thema ein
4. Read
Durchlesen des Textes – gerne in Schichten, also nicht zwingend von Seite eins zu Seite 100, sondern gerne einmal zügig durchblättern. Dann zügig durchlesen. Dann die wichtigen Kapitel intensiv durchlesen und alle Begriffe und Fremdworte herausschreiben und definieren, gerne auf Karteikarten. HIntergrund: Jedes Thema hat seine eigenen Begriffe, eigene Vokabeln und damit auch eigenen Konstrukte. Diese Begriffe bilden das Skelett des Themas. Kennen Sie die die Begriffe nicht, haben Sie keine Chance. Kennen und verstehen Sie die Begriffe, ist die Tür zu diesem Wissen offen.
Ein großer Fehler besteht meines Erachtens darin, das Buch von der ersten bis zur letzten Seite durchzuarbeiten.
5. Reflect
Nachdenken. Versuchen Sie den Inhatl zu verstehen. Versuchen Sie, den Inhalt in Frage zu stellen, kritisch zu beleuchten. Versuchen Sie Beispiele und Gegenbeispiele zu finden – vor allem Beispiele aus der Praxis, aus Ihrem Leben. Verknüpfen Sie das Wissen mit dem Hier-und Jetzt.
6. Recite
Rezitieren, Wiedergeben. Aus dem Kopf heraus wiederholen – erst mündlich, dann schriftlich. Dabei die fremden neuen Begriffe verwenden.
7. Review
Versuchen Sie, noch einmal den Blick aus der Ferne auf das Thema zu bekommen. Sehen Sie sich die Fragen aus Stufe 1 noch einmal an. Versuchen Sie noch einmal aus neutralem Blickwinkel heraus, auf das Thema zu schauen.
8. Repeat
Wenn Sie dann Erkenntnisse gewonnen haben, dann ist es nicht nur wichtig, dass man diese Erkenntnisse dokumentiert, sondern auch dafür sorgt, dass man die Erkenntnisse nicht so schnell vergisst.
Wer mich kennt, weiß, dass ich gerne mit Karteikarten und dem Leitner-System arbeite. Das Gesamt-Excerpt sollte man sich dann nach 1,3, 6 und 12 Monaten noch einmal durchlesen – sonst hat man alles wieder vergessen und die Arbeit war unnütz.
Eines noch: Wenn es ein Thema gibt, was Sie wirklich interessiert, dann – so sagte mein Lieblingsprofessor Prof. Dr. Bruno Tietz – „schreiben Sie ein Buch darüber“. Sie müssen das ja nicht veröffentlichen, schreiben Sie es für sich – das garantiert tiefstes Einarbeiten in die Materie.
Lernen ist ein Baustein der Persönlichkeitsentwicklung. Ein Konzept der systematischen Persönlichkeitsentwicklung finden Sie in meinem Buch: Das ICH-Management.
29/12/2017 @ 12:52
Nix für Nasenbohrer, sondern nur für Leute, die an sich (selbst) wirklich arbeiten und (weiter)entwickeln wollen. Wünsche daher allen viel Spaß bei der ARBEIT!
30/12/2017 @ 15:29
Ich habe den Artikel als Mindmap und dann auf Karteikarten übertragen. Ich werde nun eine Testanwendung mit dem Buch „Die Macht der Geographie“ von Tim Marshall durchführen.
Persönlich finde ich die Ergänzung des Punktes „Repeat“ sehr wichtig zur Vertiefung von Wissen.
Lieber Herr Büttner, vielen Dank, dass Sie Ihre hilfreichen Gedanken in dieser Form teilen. Alles Gute für 2018