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Was ist das Ziel? #0072

Wir sind den ganzen Tag beschäftigt. Irgendetwas machen wir immer. Bei der Arbeit oder in der Freizeit. Manches machen wir ganz bewusst, manches passiert automatisch. Fragen Sie sich manchmal, was Sie gerade machen und warum? Ob es sinnvoll ist? Was Sie tun und wie Sie es tun?

Ziel - was ist das Ziel

Jede Tätigkeit kann mit unterschiedlichem Aufwand und unterschiedlichem Einsatz erledigt werden. Wenn man sich fragt, was man erreichen will, dann kann man viel Zeit, Geld und Frustration sparen.

Die Kernfrage lautet: Was ist das Ziel? Oder: Was sind die Ziele dieser Tätigkeit?

Beispiel 1: Sie machen sich ein Mittagessen.

Was ist das Ziel? Klar, Sie wollen satt sein. Aber wie immer gibt es mehrere Ziele für jede Tätigkeit:

1. Sie sind satt.
2. Sie hatten einen Genuss.
3. Ihr Körper ist gepflegt, mit guter Nahrung versorgt.
4. Sie sind leistungsfähig.
5. Sie werden nach den Essen nicht müde..
6. Sie haben nicht viel Zeit für die Tätigkeit investiert.
7. Sie haben sich beim Kochen entspannt.

Je nachdem, was Ihnen am wichtigsten ist, sollte/könnte Ihre Tätigkeit „Essen machen“ anders aussehen. Wollen Sie nur mal eben den Hungerast kappen, reicht Ihnen ein Brot oder ein Müsli. Oder gar ein Schokoriegel. Steht der Genuss im Vordergrund, kochen Sie sich vielleicht ein richtiges Menue. Steht die Verdauung im Vordergrund, essen Sie nur einen Salat.

Mit der Frage: „Was ist das Ziel?“ können Sie also sauber entscheiden, was Sie tun wollen.

Beispiel 2: Sie putzen sich die Zähne.

Warum?
Hier die möglichen Ziele:
1. Sie haben frischen Atem.
2. Sie erhalten die Zahnsubstanz.
3. Sie haben schön glatte Zähne.
4. Sie haben weiße Zähne.

Steht der frische Atem im Vordergrund, könnten Sie auch ein Kaugummi essen. Wollen Sie die Zahnsubstanz erhalten, sollten Sie zudem Zahnseide benutzen. Wollen Sie schöne glatte Zähne, brauchen Sie nicht unbedingt Zahnpasta und wollen Sie weiße Zähne haben, brauchen Sie eine besondere Zahnpasta.

Je nach Ziel ist ein anderes Verhalten sinnvoll.

Das ist die private Welt. Interessant wird es in der Berufswelt.

Beispiel 3: Sie bekommen einen Auftrag: „Schicken Sie den Brief nach Hamburg zu Meyer.“

Was ist das Ziel? Welche unterschiedlichen Ziel gibt es?

1. Herr Meyer bekommt die Information, die auf dem Brief steht.
2. Herr Meyer bekommt ein rechtlich verpflichtendes Dokument.

Der Unterschied ist beträchtlich. Wenn Herr Meyer nur die Information braucht, dann reicht ein Fax, eine Email oder ein Anruf. Braucht er ein rechtlich verpflichtendes Dokument, muß der Brief per Post geschickt werden. Ist in dem Briefkuvert ein Bar-Scheck, sollte man ein Einschreiben schicken (oder besser überweisen).

Sie gehen davon aus, dass der Chef schon weiß, was er will. Das ist aber nicht immer der Fall. Bei diesem einfachen Beispiel mag es banal sein, aber sehr häufig, weiß der Chef nicht, was optimal ist und würde sich über die eine oder andere Optimierung freuen. (Ich bin selbst Chef – ich weiß, wovon ich rede :-).

Mein Lieblingsbeispiel stammt aus der Deutschen Bank.

Beispiel 4: Wertpapierabteilung Deutsche Bank

Jemand übernahm den Auftrag, täglich hunderte Kopien von Wertpapiertransaktionen nach Nummern zu sortieren und abzuheften. „Was ist das Ziel?“ „Das Ziel ist, dass wir nachvollziehen können, wer den Auftrag erteilt hat.“ Aber … das konnte man auch anhand einer EDV-Liste erreichen. Man brauchte die Ablage gar nicht! Damit wurde diese Aufgabe obsolet und die beauftragte Dame bekam eine Prämie von 100.000 DM (damals …).

Noch ein typisches Beispiel aus dem Büroalltag:

Beispiel 5: „Was machen Sie da?“ „Ich bringe die Akten in den Keller.“ „Was ist das Ziel?“ „Das die Akten im Keller sind.“

„Die Akten sind im Keller“ sind kein Ziel, zumindest kein sinnvolles. Plausible Ziele sind:

1. Die Akten nehmen im Büro keinen Platz mehr weg.
2. Die Akten sind vor dem Finanzamt sicher.
3. Die Akten nerven die Kollegen nicht mehr (weil sie stinken).

Sinnvoll wäre zudem eine Frage, ob man die Akten überhaupt noch braucht.

Noch ein Beispiel aus der Deutschen Bank:

Beispiel 6: „Warum machen Sie das?“

„Das haben wir immer schon so gemacht.“ Meine Lieblingsantwort. „Großartig.“

Kennen Sie auch, oder?

Fragen Sie nach den Zielen einer Aufgabe, fragen Sie nach dem Sinn. Sie können die Erledigung der Aufgabe optimieren. Bei allem, was getan wird – privat oder beruflich – ist die Frage nach den Zielen sinnvoll. Es steckt ein großes Einsparpotential darin.

Der Umgang mit der Frage: „Was soll das Ganze“ betrifft auch andere Bereiche Ihrer Persönlichkeit.  Ein Konzept der systematischen Persönlichkeitsentwicklung finden Sie in meinem Buch: Das ICH-Management.

 

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