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An der Qualität der Probleme erkennt man den Glücksgrad #0027

Wie Probleme zum Indikator für Glück werden können.

Uns geht es gut – zumindest in Deutschland, zumindest den Allermeisten. Und doch hört man überall Klagen. Darin liegt ein großer Informationswert: Sehen Sie sich die Klagen an und Sie kennen den Glücksgrad.

  1. Wirtschaftswachstum wurde auf 1,7% herunterkorrigiert. Offensichtlich geht es Deutschland gut, weil wir ein Wirtschaftswachstum von 1,7% haben! Davon träumen andere Staaten.
  2. „Wir können in diesem Herbst nicht noch einmal in den Urlaub fahren!“ Offensichtlich geht es Ihnen gut, weil Sie überhaupt in den Urlaub fahren können und wahrscheinlich in diesem Jahr schon einmal gefahren sind. Andere können noch nicht einmal daran denken!
  3. „Mich ärgert es, dass mein Nachbar immer vor meinem Haus parkt.“ Ja, stimmt, das ist ärgerlich. Aber ich versichere Ihnen, dass Sie allen Grund haben, glücklich zu sein. Denn ein fremdes Auto vor dem eigenen Grundstück zu haben – das ist kein Grund zur Besorgnis. Wenn dort ein Bus mit bewaffneten Guerilla-Kämpfern stünde, dann würde ich anders denken.
  4. „Mein Fingernagel ist abgebrochen!“ Mein Lieblingsbeispiel – wer sich über so etwas ärgern kann, der gehört zu den glücklichsten Menschen der Welt.

Aus meiner Sicht ist es so: Wir leben in einem goldenen Zeitalter. Wenn ich in die Makrosicht gehe, dann sehe ich eine Welt, die weit davon entfernt ist, perfekt zu sein, aber wir hier in Deutschland, Österreich oder der Schweiz sind weit weit vorne. Es gab nie weniger ernsthafte Bedrohungen, nie weniger gesundheitliche Belastungen, nie weniger Armut. Wir sollten – könnten – dankbar und zufrieden sein, wenn wir unseren Zustand richtig relativieren.

Der Umgang mit seinen Problemen ist ein wichtiger Baustein der Persönlichkeitsentwicklung. Ein Konzept der systematischen Persönlichkeitsentwicklung finden Sie in meinem Buch: Das ICH-Management.

2 Kommentare

  1. Guten Morgen! Das klingt sehr nach Zweckoptimismus. Und darüber hinaus suggeriert ein „…grad“ Messbarkeit.

    Mit hoher Sicherheit wird es jemanden geben, dem es schlechter als einem selbst geht. Allein deswegen geht es einem nicht unbedingt gut. Genauso wie der Status „gesund“ mehr als nur die Abwesenheit von Krankheit ist. Ich stimme zu, dass es klug ist, mögliche Ärgernisse und Problemstellungen zu relativieren und mit Entspannung zu betrachten.

    Ich widerspreche dem Ansatz, einen Glücks“grad“ ermitteln zu wollen. „Glück“ ist ein Gefühl, eine Empfindung. Eine Messung ist etwas Objektives, nachvollziehbar und wiederholbar für andere Menschen mit dem Ziel von Vergleichbarkeit. Ein versehentlich liegen gelassener Gegenstand führt bei einem Kind zu erheblichem Unmut und großer Traurigkeit. Desgleichen passiert Erwachsenen auch, führt jedoch bestenfalls zu einer kleinen Verstimmung. Wer wäre nun derjenige mit dem höheren Glücksgrad?

    Ich wünsche allen eine l(i)ebenswerte und schöne Woche.
    Kai

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    • Ich bin ganz Ihrer Meinung.
      Dennoch ertappe ich mich immer wieder dabei, das „Große Ganze“ aus den Augen zu verlieren.
      Die Gefühle spielen einem dann manchmal einen Streich und signalisieren „Not“.
      Man ärgert sich über kleine Kleinigkeiten – wenn man dann einmal relativiert, dann stellt man fest – alles nicht so schlimm.
      Im Prinzip muß man sich nur ganz selten wirklich begründet ärgern. Es sei denn man will es.

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