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Phänomenen einen Namen geben #0024

Es gibt Dinge, Phänomene, Situationen, die keinen Namen tragen – und damit nicht richtig thematisiert werden können. Hat ein Phänomen einen Namen, wird es greifbar und kann bearbeitet werden.

 

Haben Sie Kinder? Vielleicht sogar in der Pubertät? Dann kennen Sie das Phänomen „Immer das letzte Wort haben“. Es nervt ungeheuer und irgendwann liegen Ihre Nerven blank. „Hör endlich auf, immer das letzte Wort haben zu wollen!“ Spricht sich nicht sonderlich leicht aus. Besser wäre es doch, wenn man einfach sagen könnte: „Hör bitte auf zu leeworten“ oder „Du leewortest schon wieder, das nervt“.

Oder ein anderes Beispiel: Es gibt Leute, die bei allen Dingen immer irgendwie etwas Negatives finden. „Ja, das Auto ist ganz schön, bis auf die Farbe“. „Ja, das Essen schmeckt gut, bis auf die Petersilie.“ Ja, das Haus ist wunderschön, wenn da nicht … die Lampe an der Eingangstür…“ Eine Unsitte. Finde ich. Warum kann man nicht eine Aussage einfach so stehen lassen? Für mich ist das ein gutes Beispiel, weil ich es selbst jahrelang so gemacht und meine Umwelt genervt habe. Mir war es nicht bewusst – es gab ja auch kein Wort dafür. Wie wäre es mit „negalieren“?

„Du negalierst schon wieder – das nervt.“

Bennen Sie das Phänomen und es wird greifbar, weniger abstrakt. Man kann es sich bewusst machen.

Weitere Phänomene:

  • „torpeln“ (von: sich torpich anstellen)
    Wenn man etwas langsamer macht, als es nötig ist, oder wenn man etwas absichtlich unzureichend gut macht, oder wenn man etwas nur halb fertig macht, um damit zu erreichen, dass man das nicht wieder machen muss. Das kann bei den Hausaufgaben sein, aber auch bei Arbeiten im Job.
  • „zerseln“ (von: zersetzen)
    Durch ständige kleine Bemerkungen oder Gesten die gute Laune in der Gruppe zersetzen.
  • „equilieren“ (von: etwas in Harmonie bringen)
    Durch die einfache Anwesenheit in einer Gruppe dafür zu sorgen, dass es ein besseres Gruppenklima gibt. Das kann die Mutter in der Familie sein oder ein „Sonnenschein“ bei der Arbeit.
  • „lehrern“ (von: Lehrer)
    Ständig etwas kommentieren, bewerten, … natürlich ungefragt. „Das finde ich gut.“ „Das ist ok.“ „Das ist richtig …“ Das Problem liegt hierbei darin, dass es immer erfolgt – auch von jemandem, dem ein „Lob“ eigentlich nicht zusteht.
  • „besserwissern“ (von: Besserwisser)
    „Was machst Du gerade? Ah, das kann man besser machen …“ „Pass bloss auf …“ „Meinst Du nicht, Du solltest dies oder das tun?“ „Na ja, wenn Du meinst, … dann mach das so …“ „Ist das so?“ „Meinst Du, dass das richtig ist, was Du tust?“ „Hast Du Dir das auch gut überlegt?“ „Wenn Du meinst …“, „Pass bloß auf auf …“

Fällt Ihnen auch so etwas auf? Bitte, ergänzen Sie doch meine Liste!

Noch ein Hinweis in eigener Sache: Bitte bewerten Sie den Beitrag – nur so kann ich erkennen, ob ich in dieser Richtung mehr schreiben soll. Finde viele Leser einen Beitrag interessant, dann schreibe ich mehr darüber.

Und Fragen sind natürlich auch erlaubt! Sogar gewünscht!

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