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Das Werkzeug bestimmt das Denken #0070

Ihr Werkzeug bestimmt Ihr Denken. Warum das Wissen um die eigenen Werkzeuge wichtig ist, warum man viele Werkzeuge beherrschen sollte und warum es gut ist, wenn man weiß, welche Werkzeuge die Mitmenschen benutzen.

Ihr Werkzeug bestimmt Ihr Denken. Es ist ein Unterschied, ob Sie Ihre Gedanken mit Hilfe von Papier oder am PC strukturieren. Es ist ein Unterschied, ob Sie auf einem blanko Papier schreiben oder auf einen linierten Blatt, ob Sie auf kleinkariertem Papier skizzieren oder einem Blatt mit großen Karos. Es ist ein Unterschied, ob Sie auf einem kleinen Blatt notieren oder an einem Flipp Chart.

Das Gleiche gilt für Software. Es ist schon ein Unterschied, ob Sie etwas mit Hilfe von PowerPoint, Word, Excel oder Outlook dokumentieren.

Das Werkzeug verändert das Ergebnis.

Es ist naheliegend: Man denkt in den Möglichkeiten, die man hat und in dem Rahmen, der einem zur Verfügung steht. Das beginnt im Kleinen mit der Wahl des Werkzeuges und hört im Großen mit dem Werkzeugkasten, den wir in unserer Ausbildung erhalten haben noch nicht auf.
Zu unterscheiden sind materielle Werkzeuge (PC, Hammer, Schraubenzieher, Auto, Fahrrad, Säge, Messer, …) von immateriellen Werkzeugen, den Denktechniken (hierarchisch vs. linear vs. frei; juristisch vs. kaufmännisch vs. technisch; mathematisch-logisch vs. literarisch, …)

Beispiel 1: Fahrt von A nach B
Zu Fuß, Fahrrad oder Auto? Je nachdem, welche Möglichkeiten Sie haben, wird der Weg ein anderer sein, damit der Aufwand auch und das anderes Ergebnis. Das Werkzeug bestimmt das Ergebnis.

Beispiel 2: Dokumentation einer Problemstruktur
Mit Hilfe eines weißen Blattes Papier ohne Lineatur sind Sie vollkommen frei und würden vielleicht ein Mind-Map machen. Hätten Sie ein kariertes Blatt Papier, wäre ein Liste wahrscheinlicher und ein Mind-Map eher unwahrscheinlich.
Hätten Sie ein strukturiertes, vorgedrucktes Problemanalyse-Blatt (Ziele, Instrumente, Daten, Strategien, Aufgaben), dann wäre die Problemdokumentation eine noch andere.
Definieren Sie das Problem mit Hilfe von Word oder Outlook, dann könnte es anders aussehen, als mit Hilfe von Excel oder PowerPoint oder gar InDesign. Das Werkzeug hat Einfluß auf das Ergebnis.

Beispiel 3: Problemlösung in unterschiedlichen Branchen
Wenn Sie ein Problem haben und mit Leuten aus unterschiedlichen Brachen darüber sprechen, dann kommen unterschiedliche Lösungen dabei heraus. Hier ein Beispiel aus dem Leben von X47: Für die Montage der Röhrchen am Heft befragte ich verschiedene Leute aus unterschiedlichen Branchen. Der Buchbinder schlug eine Fadenheftmaschine vor. Der Drucker schlug den Einsatz des Heidelberger Tiegels vor – speziell umgebaut. Der Maschinenbauingenieur schlug eine pneumatische Stanzmaschine vor. Der Kaufmann nahm nachher einfach einen Spachtel, ergänzt um zwei dicke Nadeln. Je nach dem, welches Werkzeug Sie zur Verfügung haben, ist die Lösung eine andere.

Beispiel 4: Arbeiten in geschlossenen Systemen (Datev, SAP, ..)
Je geschlossener ein System, je weniger Freiheitgrade in der Anwendung, desto gleichartiger sind die Ergebnisse. Das ist in der Finanzbuchhaltung unumgänglich, aber manchmal auch sehr hinderlich („Wir können das so nicht verkaufen, wir bekommen das nicht ins System …“). Das geschlossene System gibt kaum Freiheitsgrade im Denken. Das Werkzeug bestimmt das Ergebnis.

Beispiel 5: Anderes Ausbildung, anderes Denken
Ein Jurist erlernt andere Denktechniken, als der Kaufmann. Der Arzt andere Denkmuster, als der Ingenieur. Der Künstler denkt anders, als der Literat. Alle erlernen unterschiedliche Werkzeuge.
Mit eirner Aufgabe konfrontiert, werden die unterschiedlichen Ausbildungen dafür sorgen, das unterschiedliche Ergebnisse erreicht werden.

Beispiel 6: Kommunikative Instrumente (Face-to-face, E-Mail, Brief, SMS, Whatsapp, …)
Auch in der Kommunikation kommt es darauf an, welche Werkzeuge Sie auswählen. Die Auswahl ist entscheidend. Je nach Werkzeug formulieren Sie anders. Wenn Sie einen Liebesbrief mit dem Füller auf Papier schreiben, schreben Sie ganz andere Dinge, als würden Sie per E-Mail oder per SMS formulieren. Mal abgesehen davon, dass die Wirkung jeweils eine andere sein wird.

 

Was nützt uns die Erkenntnis?

  1. Je mehr Werkzeuge Sie beherrschen, desto freier sind Sie im Denken.
  2. Für jede Aufgabe gibt es geeignete und weniger geeignete Werkzeuge.
  3. Je nach Werkzeug gibt es eine andere Lösung – brauchen Sie eine andere Lösung, versuchen Sie es einmal mit einem anderen Werkzeug.
  4. Wer immer nur die selben Werkzeuge benutzt, wird immer die selben Lösungen finden.
  5. „Sag mir, welches Werkzeug Du nutzt und ich sage Dir, wie Du denkst.“
  6. „Sag mir, welche Werkzeuge Du benutzt und ich weiß, wie ich Dir etwas erklären muss.“
  7. Wollen Sie kreativ sein, wechseln Sie die Werkzeuge.
  8. Brauchen Sie eine Lösung, fragen Sie Leute, die andere Werkzeuge verwenden, als Sie selbst.
  9. Werkzeuge können helfen, die Fixierung auf das falsche Werkzeug kann behindern.

Welche Auswirkungen wird es auf die Gesellschaft haben, wenn technische Entwicklungen andere Werkzeuge hervorbringen und damit unser Denken prägen?

Beispiel 1: Hochformat vs. Querformat
Früher dachten wir im Hochformat, weil wir das Wissen aus Büchern aufnahmen, heute denken wir im Querformat, weil wir unsere Informationen aus dem Monitor beziehen.

Beispiel 2: Papier oder Elektronik
Früher schreiben wir mit der Hand auf Papier, heute schreiben wir mit den Fingerkuppen auf Glas.

Beispiel 3: Hierarchisches Wissen vs. Vernetztes Wissen
Früher nahmen wir hierarchisch strukturiertes Wissen auf, heute hangeln wir uns über Links von einem Punkt zum anderen.

Beispiel 4: Kalender oder Smartphone
Früher hat man sich seine Termine in einem Kalender eingetragen, heute werden den meisten Termine in den elektronischen Kalender eingetragen.

 

Hier ein paar Werkzeugkategorien, die das Denken bestimmen.

1. Papierene Werkzeuge
– blanko,
– kariert,
– liniert,
– gepunktet,
– DIN A7,
– DIN A6,
– DIN A5,
– DIN A4,
– DIN A3,
– Flipp Chart,
– eine ganze Wand

2. Elektronische Werkzeuge
– Word,
– Excel,
– PowerPoint,
– Outlook,
– Illustrator,
– InDesign

3. Ausbildungen sind immaterielle Werkzeugkisten
– Ledermacher,
– Buchbinder,
– Werkzeugmacher,
– Programmierer.

4. Studiengänge sind immaterielle Werkzeuge
– Jura,
– Wirtschaft,
– Medizin,
– Ingenieurwissenschaften,
– Psychologie,
– Literatur,
– …

Der Umgang mit seinen Werkzeugen und die Auswahl seiner Werkzeuge sind wichtige Bestandteile der Persönlichkeitsentwicklung. Ein Konzept der systematischen Persönlichkeitsentwicklung finden Sie in meinem Buch: Das ICH-Management.

2 Kommentare

  1. Sehr geehrter Herr Büttner,

    ich „treibe“ mich jetzt schon seit 2 Stunden auf Ihrer Seite herum und kann nicht aufhören mit dem Lesen.
    Die Sache mit den Werkzeugen und welchen Einfluss diese auf die Lösung haben, war sehr interessant und nützlich für mich. So habe ich es noch gar nicht betrachtet (leeres Papier oder mit Linien) usw. sowie den Ansprechpartnern. Dies alles habe ich noch überhaupt nicht berücksichtigt. Vielen herzlichen Dank für Ihre Gedanken und nützlichen Anleitungen.
    Ich wünsche Ihnen ein gesundes und glückliches Jahr 2017
    Janett aus Berlin

    PS: Falls es Sie interessiert, ich habe Sie über den Newsletter von Ralf Senfleben entdeckt in Sachen Jahresrückblick. Es ist schon Wahnsinn, wie viel Zeit man mit sich selbst verbringen sollte. Mit Analysen usw. und ja – als Frau/Mutter usw. – ist man so im Hamsterrad des Alltags gefangen, dass ich erst mit ca. 40 Jahren zaghaft und nunmehr seit 3 Jahren (10 Jahre später) etwas intensiver – nachdem die Kinder aus dem Haus sind – mich mit meiner Weiterentwicklung beschäftigen kann. Ich hoffe, die Jugend von heute ist da schlauer :).
    Ich werde Ihre Seite auf jeden Fall noch öfter besuchen…und mir Ihre Bücher kaufen.

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    • Danke, Janett.
      Ich freue mich immer über Rückmeldung. Erst recht über positive Rückmeldung natürlich.
      Ich finde den Dialog zwischen Sender – also ich – und Empfänger – also Ihnen – motivieren.
      Die ICH-Trilogie dürfte Ihnen dann auch gefallen, wenn Sie denn in diesem Jahr erscheint.

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