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Wissenslandkarten – eine didaktische Bereicherung #0066

Was ich (!) zum erfolgreichen Lernen brauche, ist eine Übersicht über das gesamte Wissensgebiet. Ich bin sehr stark visuell veranlagt – ich muss das Wissen zweidimensional vor mir haben. Gliederungen und Mindmappings sind schon ein guter Ansatz, aber da ginge noch mehr …

Lernen fällt leichter, wenn das Wissen endlich ist. Eine Wissenslandkarte bringt Übersicht und Endlichkeit. Damit wird Lernen leichter und motivierender.

Lassen Sie mich etwas ausholen, damit Sie verstehen, was ich meine. Sie lernen in der Schule etwas über Bruchrechnung. Dann machen Sie wieder lineare Gleichungen. Dann machen Sie Geometrie und berechnen die Fläche eines Kreise. Dann kommt Potenzrechnung und dann vielleicht wieder lineare Gleichungen. Wo bin ich? Ich bin verwirrt.

Ich möchte an dieser Stelle ein Bild bemühen: Ich irre im Wald umher und habe die Orientierung verloren. Plötzlich komme ich an eine Lichtung: Bruchrechnen. Ich überquere die Lichtung und irre weiter im Wald umher. Jetzt komme ich an die Lichtung „Lineare Gleichungen“. Wieder verschwinde ich im Wald. Jetzt kommt wieder eine Lichtung, und wieder und wieder. Und plötzlich komme ich wieder an einer Lichtung, die mir bekannt vorkommt: Lineare Gleichungen. Ich kann mich dunkel daran erinnern. Es kommt mir bekannt vor, aber mehr auch nicht.

Wie hängen die Lichtungen miteinander zusammen? Was ist auf einer Lichtung zu sehen? Gibt es Straßen? Plätze? Ein System? Gibt es gar ein Straßennetz zwischen den Lichtungen?

Wie schön wäre es, wenn man den Wald einmal von oben sähe. Oder eine Landkarte hätte, in der die Lichtungen und die Verbindungen zwischen den Lichtungen eingezeichnet wären. Die so detailliert ist, dass ich auch die Straßen und Wege in den Lichtungen erkenne. Am Ende sogar eine Karte, die das gesamte Land – die gesamte Insel zeigen würde, so dass ich …

  • weiß, wie groß das Land ist,
  • weiß, wo ich gerade stehe,
  • mir merken kann, wo ich schon mal war,
  • erkenne, wo ich noch nicht war,
  • erkenne, was ich nicht ansehen muss,
  • die Entfernungen und Verbindungen einschätzen kann,
  • bei Wiederholungen auf dem bereits Gelernten aufbauen kann und so Interferenzen vermeide.

Hier geht es also um das Verständnis der Struktur und zugleich Mnemotechnik.

So oder so ähnlich könnte eine Mathe-Landkarte aussehen. Wichtig ist hier, dass auch mit Sympbolen und Grafiken gearbeitet wird. Natürlich würde das Ganze am Ende sauber elektronisch aufgearbeitet. Auch mit Tabellen und Übersichten, also richtig professionell. Das Bild zeigt nur ein Draft, damit Sie wissen, in welche Richtung das gehen soll. Wenn Sie Lust haben mich dabei zu unterstützen – schreiben Sie mir eine E-Mail, bitte!

Ich möchte noch ein Bild bemühen: Sie waren noch nie in Berlin. Sie wollen sich die Stadt ansehen und fahren mit der U-Bahn. Sie steigen an den interessanten Punkten aus und wieder ein. Da Sie unterirdisch fahren, haben Sie keine Orientierung. Hätten Sie einen Stadtplan und gingen Sie zu Fuß oder führen mit einem Bus, dann hätten Sie schnell eine Orientierung in Berlin.

In Geschichte hat man eine gute Vorlage – der Zeitstrahl. Wenn der Geschichtsunterricht so angelegt wäre, dass man einmal zügig den Zeitstrahl von 2000 vor Christi bis heute durchginge, diesen Zeitstrahl visualisiert in der Klasse aufhinge und dann einzelne Themen (Könige, Kaiser, Päpste, Kriege, Epidemien, Gesellschaftliche Veränderungen, Kunst, Kultur, Erfindungen, …) immer wieder an diesem Zeitstrahl anknüpft, dann wäre das für mich das richtige System gewesen.

Leider wurde in meiner Schulzeit die Geschichte buchlos beplaudert. Hier ein Datum und da eine Diskussion über Staatsformen, dann die Beschreibung eines Herrschers und die Anekdoten dazu, eine Fotokopie, ein Arbeitsblatt, alles unstrukturiert und unkonkret – ich war verloren. Verloren in der Unendlichkeit.

Dabei gibt es einen wunderbaren Buchband Knaurs Zeittafeln zur Deutschen Geschichte.

 

Noch etwas: Sie finden im Buchhandel Lernposter. Ein engagierter Anbieter ist Mindmemo.

Der Unterschied zu den Wissenslandkarten ist, dass die bislang lieferbaren Lernposter immer nur ein Detail eines Stoffgebietes zeigen. Die Wissenslandkarte, die ich gerne hätte, wäre ein Lernposter über alle Lernposter eines Faches. Also ein Meta-Lernposter.

4 Kommentare

  1. Das ist interessant und wichtig. Auch in der Schule versuche ich mit solchen Landkarten zu arbeiten, aber es fällt mir noch schwer, ich bin gespannt, was Ihnen dazu noch einfällt.

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  2. Pingback: Meine Kritik am derzeitigen Schulsystem #0074 | Büttner bloggt …

  3. Auweh…Lernen. So wichtig.
    Wenn mir einer vor Dekaden erzählt hätte, dass es unterschiedliche Lern-Typen gibt…die präferiert visuell, auditiv, haptisch etc. arbeiten…dann hätte ich mir viel Mühen ersparen können.
    Auch projektbezogenes Lernen: Als Mechaniker wäre mir Elektro- und Leittechnik leichter gefallen, wenn ich gewusst hätte, wofür man diesen Stoff braucht. Jahre später im Projekt war es dann soweit. („Sie hatten doch Leittechnik in der Vorlesung?“ – „Äh, ja. Das Semester muss ich wohl krank gewesen sein.“)
    Und dann gibt es die Wissens-Vermittler. Manche sind „gut“, manche nicht so. Ob das daran liegt, dass sie den entsprechenden Kanal des Lerntyps erwischen? Oder ob ihnen etwas an der VERMITTLUNG liegt und nicht an der Selbstdarstellung? Ich erinnere mich noch gut an meine allererste Volesung: Der Dozent schlug (s)ein Buch auf und fing an, daraus vorzulesen. Ja – die Veranstaltung heisst so…aber wozu dies, wenn ich selbst in der Grundschule lesen gelernt habe? Lernen lernen sollte m.E. für Schüler und Eltern angeboten werden und von Schulen didaktisch umgesetzt werden. Dabei geht es nicht darum Ansprüche hoch- oder runterzuschrauben. Aber wenn ein Kind im Urlaub am Strand mit anderen Kindern spielt und so mal nebenher ein paar Brocken Bulgarisch „aus Versehen“ womöglich noch „mit Spaß“ lernt…warum kann Schule nicht auch Spaß machen?

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